Von Ystad nach Vitemolla

Von Ystad fahren wir nach Kaseberga. Bei stürmigem Wind und Regen laufen wir hinauf zum „Ales Stenar“.

Die aus 59 Steinen bestehende Schiffssetzung liegt auf einem etwa 37 Meter hohen Hügel direkt an der Ostseeküste beim Ort Kåseberga im Süden Schonens. Der Küstenabschnitt ist von einer steil zum Meer abfallenden Abbruchkante geprägt.

Die 0,5 bis 1,8 Tonnen schweren Steine sind in Form eines Schiffes angeordnet. Die etwa drei Meter hohen Stevensteine von Bug und Heck sind am größten, die Höhe der Steine nimmt von dort zur Mitte hin ab. Während der Großteil der Steine aus örtlich vorkommendem Sandstein ist, bestehen einige Steine aus Hardebergasandstein, der etwa 20 Kilometer entfernt bei Simrishamn gebrochen wurde.

Bei von Märta Strömberg geleiteten Ausgrabungen im Jahr 1997 wurden in der Anlage bearbeitete Feuersteine, Keramikscherben und eine Urne mit Fragmenten verbrannter Menschenknochen und Holzkohle gefunden, die mit der C14-Methode auf die Vendelzeit (circa 600 n. Chr.) datiert wurden, was auch vom Dekor der Urne bestätigt wird. Es wird angenommen, dass die gefundenen Objekte zeitgleich mit der Schiffssetzung sind.

Die Anlage wurde seit ihrer ersten zeichnerischen Darstellung im Jahr 1777 mehrfach verändert. Damals befanden sich rechts und links der zentralen Schiffssetzung zwei Gruppen aus jeweils drei Steinen, die als kleinere Schiffsetzungen interpretiert wurden. Sie sind heute verschwunden; 2006 mittels Georadar und Magnetometer durchgeführte Untersuchungen des Geländes wiesen aber Bodenveränderungen in diesem Bereich nach. Vor der ersten Renovierung von 1916 standen nur 16 der 59 Steine aufrecht, ein Großteil der Anlage war mit Flugsand bedeckt. Damals wurden einige Steine aufgerichtet und der Flugsand entfernt. Da keine ausreichenden Aufzeichnungen über die Arbeiten existieren, ist unklar, ob einige Steine wie zum Beispiel der Ruderstein am Heck hinzugefügt wurde. Für den sogenannten Altarstein wurde 1916 eine Höhe von 2,75 Metern angegeben, während bei der nächsten Freilegung im Jahr 1956 nur noch 1,40 Meter gemessen wurde; auch hier sind ein Austausch oder eine Beschädigung des Steines möglich. Bei dieser zweiten Restaurierung wurden Sand und Boden um die Steine mit schweren Maschinen abgetragen, eine archäologische Untersuchung und die Dokumentation der Veränderungen unterblieben.

Nördlich der Anlage wurden 2006 Konturen eines Kreises mit einer rechteckigen Struktur in seiner Mitte nachgewiesen. Dies wird als möglicher Hinweis darauf interpretiert, dass Ales stenar ursprünglich Teil eines größeren Komplexes war.

Die Deutung der Anlage durch den Amateurarchäologen Bob G Lind, der in Ales stenar einen bronzezeitlichen Sonnenkalender sieht, wird von Fachwissenschaftlern einhellig abgelehnt. Dennoch wird seine Einschätzung neben der klassischen Interpretation als Grabanlage auf den 2007 vom Riksantikvarieämbetet aufgestellten Hinweisschildern dargestellt.

Anschließend fahren wir nach Sandhammaren.

Das Meer vor Sandhammaren ist aufgrund gefährlicher Sandbänke und starker Strömungen der größte Schiffsfriedhof Schwedens. Mit tausenden Wracks hat es die größte Wrackdichte des Landes. Eine unterhalb des Sandhammarens fyr angebrachte Tafel führt die zwischen 1852 und 1951 verunglückten Schiffe auf. Hier entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch die erste schwedische Seenotrettungsstation, die bis zu ihrem Umzug nach Kåseberga im Jahr 1945 in Betrieb war und heute als Museum geöffnet ist. 1861 wurde der noch heute bestehende Leuchtturm Sandhammaren gebaut.

Das Gebiet von Sandhammaren galt als Bereich, in dem Strandräuber aktiv waren, die mittels falscher Lichtzeichen Schiffe auf die Sandbänke lockten. Der schwedische König Karl XI. ließ daher im 17. Jahrhundert einen hier befindlichen bekannten Eichenwald abholzen, um so den Strandräubern ihren Unterschlupf zu nehmen.

Bereits ab dem 16. Jahrhundert war diese ursprüngliche Bewaldung durch Holzeinschlag und Beweidung stark zurückgegangen. Im 18. Jahrhundert war dann die Landschaft weitgehend baumfrei. Dies führte zu starken Verwehungen von Sand in das Inland und auf die Felder der Bauern, wodurch Ernten vernichtet wurden. Man nahm daher Anpflanzungen von Kiefern vor, die noch heute die Landschaft hinter den Dünen prägen. Im Naturschutzgebiet gibt es jedoch auch noch einige lichte Bestände an kleinen knorrigen, oft mehrstämmigen Eichen, die Reste des ursprünglichen Eichenwalds darstellen.

Nachmittags besuchen wir den Stenshuvuds Nationalpark.

Der Stenshuvud-Nationalpark liegt in Schweden, an der schonischen Ostseeküste etwas südlich von Kivik. Stenshuvud, das „Steinerne Haupt“, ist ein Urberg, der sich fast 100 m über das Meer erhebt. Er ist seit Menschengedenken ein Anhaltspunkt für Seefahrer.

Der Nationalpark ist von Laubwald geprägt. Es überwiegen Hainbuchen. Unter den Hunderten von Pflanzen, die aufgrund des milden Klimas hier wachsen, sind vor allem die zahlreichen Orchideen zu nennen. Auch die Vogelwelt ist zahlreich vertreten, unter anderem gibt es viele Nachtigallen.

Der Stenshuvud-Nationalpark ist mit dem Auto leicht zu erreichen. Im Park gibt es ein Besucherzentrum, Stenshuvud naturum, mit Ausstellung. Behindertengerechte Wanderwege führen durch den Park und auf den Gipfel von Stenshuvud.

Anschließend suchen wir uns einen Übernachtungsplatz und werden in Vitemolla fündig.
N 55°41’46“
O 14°12’49“